Die Ausstellung “City in the Cloud” im Architekturmuseum in der Pinakothek der Moderne in München macht sichtbar, welche materiellen, räumlichen und zeitlichen Dimensionen hinter der scheinbar immateriellen „Cloud“ stehen. Anhand von Computer-, Internet- und KI-Infrastrukturen zeigt sie, wie Datenströme auf Unterseekabeln, in Rechenzentren und Städten zirkulieren – und welche ökologischen, politischen und gesellschaftlichen Folgen daraus entstehen.
Die Ausstellung stellt einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Ausstellungslandschaft in München dar. Sie verbindet Architektur, Technologie und Fragen nach der Zukunft des digitalen Erinnerns.
Die verborgene Architektur der Cloud: Kabel, Server, Rohstoffe
Die digitale Cloud ist an Bildschirmen allgegenwärtig, beruht aber auf einer massiven physischen Infrastruktur. Unterseekabel übertragen den Großteil der weltweiten Kommunikation und knüpfen an historische Linien vom ersten Telegrafenkabel bis zu heutigen Glasfasernetzen an. Diese Netze machen geopolitische und koloniale Machtverhältnisse sichtbar.
Rechenzentren werden zu neuen Knotenpunkten der Macht: Sie beanspruchen große Flächen, verbrauchen enorme Mengen an Energie und Wasser und wachsen mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) rasant. Fallstudien – etwa zum Leibniz-Rechenzentrum in Garching – zeigen ihre architektonische Präsenz und ihre Rolle im digitalen Alltag.
Zugleich macht die Ausstellung deutlich, dass digitale Daten auf kritischen Rohstoffen beruhen. Lithium, Kupfer, Kobalt und Zinn bilden die materielle Grundlage der Datenökonomie – mit erheblichen Folgen für lokale Ökosysteme und Gemeinschaften in Abbaugebieten weltweit.
Wenn Architektur mit Daten plant: Digitale Werkzeuge und KI
Die Ausstellung im Architekturmuseum der TU München zeigt, wie Städte zunehmend wie Computer funktionieren: Digitale Systeme erfassen Bewegungen, Ströme und Prozesse, um sie effizient zu steuern. Das Modell der Smart City nutzt Daten zur „Optimierung“, stellt aber zugleich Fragen nach Überwachung, Kontrolle und Zugänglichkeit.
Eine mit Digital Twin München entwickelte Fallstudie erprobt Daten als öffentliche Infrastruktur. Sie denkt Daten nicht nur als Instrument des Überwachungskapitalismus, sondern als Ressource, mit der Bürger:innen gestärkt und neue Formen städtischer Mitgestaltung ermöglicht werden könnten.
Auch die architektonische Praxis selbst wandelt sich durch Datenmodellierung, maschinelles Lernen und KI. Entwurf, Planung, Bau und Rückbau von Gebäuden werden zunehmend datengetrieben – mit weitreichenden Folgen für Entwurfsprozesse, Verantwortung und die Rolle von Architektur in einer digitalisierten Umwelt.

Zwischen Rauschen und Wissen: Archive, KI und das Gedächtnis der Cloud
Mit dem wachsenden Bedarf an Strom, Wasser und Hardware wird jede Entscheidung, Daten zu speichern oder zu löschen, zu einer politischen Frage. In einer Kultur des grenzenlosen Backups stellt die Ausstellung die Frage, welche Daten bewahrt werden sollen, unter welchen Bedingungen – und wer darüber entscheidet.
Digitale Archive prägen, was als Geschichte gilt, während KI-Training neue Probleme von Voreingenommenheit, Zugang und Ausschluss erzeugt. Die Grenze zwischen „Rauschen“ und relevanten Informationen ist im Datenmeer schwer zu ziehen, und „Black Box“-Systeme erschweren eine transparente Bewertung.
Die Ausstellung regt dazu an, Dateninfrastrukturen als Teil kollektiver Erinnerung zu begreifen. Sie fragt, wie Gesellschaften künftige Datenökonomien gestalten, welche Informationen losgelassen werden können und wie jenseits der Logik unbegrenzter Speicherkapazitäten gedacht und gebaut werden kann.
“City in the Cloud: Data on the Ground. The Architecture of Data” im Architekturmuseum in der Pinakothek der Moderne in München
Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag
10:00 – 18:00 Uhr
Am Donnerstag schließen die Ausstellungen in der Pinakothek der Moderne erst um 20:00 Uhr.
Eintrittspreise
regulär 10 Euro / ermäßigt 7 Euro
Eintritt sonntags: 1 Euro
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Eintritt in die Pinakothek der Moderne frei.

Pinakothek der Moderne
Architekturmuseum der TUM
Barer Straße 40
80333 München
Telefon.: 089 – 238 05 360
E-Mail: info@pinakothek.de
Ausstellungszeitraum
16. Oktober 2025 – 8. März 2026
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