Eine Ausstellung zur Gegenwartskunst in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und dem Kunstbau München entfaltet rund um Etel Adnans letztes Buch „Shifting the Silence“ ein vielschichtiges Panorama aus Poesie, Bilddenken und politischer Resonanz. Die Ausstellung setzt einen Akzent auf das Verhältnis von Sprache, Stille und Wahrnehmung – mit Werken zahlreicher internationaler Positionen und einem besonderen Fokus auf Etel Adnan.
Poesie der Endlichkeit: Etel Adnans letztes Buch
„Shifting the Silence“ entstand erkennbar am Ende des Lebens von Etel Adnan und verbindet intime Beobachtungen, Erinnerungen und Gefühle zu einer poetischen Prosa ohne lineare Erzählung. Die Texte kreisen um Vergänglichkeit und Tod, ohne sich darin zu erschöpfen: Sie feiern zugleich die Schönheit des Daseins – als leise, aber entschiedene Gegenwehr gegen gesellschaftliches Verstummen. Adnan, die als Schriftstellerin und Philosophin begann und später zu einer prägenden Malerin wurde, verankert in ihrer Sprache das, was ihre Bilder ebenfalls tragen: Klarheit, Verdichtung, Leuchten. In der Ausstellung zur Gegenwartskunst im Lenbachhaus in München ist dieser Doppelblick sichtbar: Ein eigener Raum widmet sich ihren Gemälden und lässt das literarische Denken in malerische Farbe übergehen. So tritt das Spätwerk als Ganzes hervor – persönlich, politisch und formal prägnant.
Wenn Worte an Grenzen stoßen
Die Ausstellung nimmt Adnans Leitmotiv ernst: Kunst entzieht sich vollständiger Versprachlichung. Jede Übersetzung ästhetischer Erfahrung in Worte ist hilfreich und zugleich begrenzt. Sprache kann vermitteln, aber auch verschleifen, wo Wahrnehmung vielstimmig, körperlich und widersprüchlich ist. „Die Stille verschieben“ heißt hier, das Feld des Sagbaren zu erweitern, ohne das Nicht-Sagbare zu nivellieren. Statt Kunst zu rationalisieren, wird das Poetische ihrer Formen – Rhythmus, Farbe, Material, Licht – als eigener Erkenntnisweg anerkannt. Die Präsentation lädt dazu ein, zwischen Wort und Bild zu wechseln, Lücken als Bedeutung zu lesen und Stille als aktiven Resonanzraum zu verstehen. So entsteht eine Haltung der Offenheit: Deutung bleibt möglich, ohne sich zu verfestigen.
Dialoge der Gegenwartskunst im Lenbachhaus
Unter dem Gedanken „Shifting the Silence. Die Stille verschieben“ versammelt die Ausstellung Werke von Etel Adnan, Saâdane Afif, Nevin Aladağ, Harold Ancart, Tolia Astakhishvili, Leilah Babirye, Cana Bilir-Meier, Mel Bochner, Thea Djordjadze, Simone Fattal, Amy Feldman, Dan Flavin, Isa Genzken, Adrian Ghenie, Zvi Goldstein, Sheela Gowda, Giorgio Griffa, Philipp Gufler, Samia Halaby, Candida Höfer, Jenny Holzer, KAYA, Alexander Kluge, Jiří Kovanda, Goshka Macuga, Nick Mauss, Rosemary Mayer, Małgorzata Mirga-Tas, Roméo Mivekannin, Matt Mullican, Marcel Odenbach, Roman Ondak, Anri Sala, Curtis Talwst Santiago, Spomenko Škrbić, Sung Tieu, Gülbin Ünlü, Nicole Wermers und Issy Wood.
Die Spannbreite reicht von Licht- und Schriftarbeiten über skulpturale Setzungen bis zu malerischen und filmischen Erkundungen. Im Zusammenspiel entsteht kein geschlossenes Narrativ, sondern ein offenes Interpretationsmuster: Arbeiten treten in Dialog, verschieben Bedeutungen, evozieren Assoziationen. Im Kontext aktueller Ausstellungen in München setzt das Lenbachhaus damit ein Zeichen für eine Gegenwartskunst, die Wahrnehmung als Prozess versteht – konzentriert, sinnlich und diskursiv zugleich. „Die Stille verschieben“ wird zum kuratorischen Werkzeug, das nicht auf Lösung, sondern auf Resonanz zielt.
Ausstellung “Shifting the Silence. Die Stille verschieben” im Lenbachhaus in München – Öffnungszeiten und Eintritt
Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag
10:00 – 18:00 Uhr
Donnerstag
10:00 – 20:00 Uhr
Eintrittspreise
regulär 10 Euro // ermäßigt 6 Euro.
Das Ticket gilt für alle aktuellen Ausstellungen im Lenbachhaus und dem Kunstbau.
Free & Easy
Jeden ersten Donnerstag im Monat ist der Eintritt zwischen 18:00 und 22:00 Uhr frei.
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Eintritt ins Lenbachhaus grundsätzlich frei.
Shifting the Silence. Die Stille verschieben – Gegenwartskunst im Lenbachhaus
Ab 14. Oktober 2025
Städtische Galerie im Lenbachhaus und dem Kunstbau München
Luisenstraße 33
80333 München
Telefon: 089 – 233 969 33
E-Mail: lenbachhaus@muenchen.de
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