Die Alte Westend Apotheke und Glandwr präsentieren noch bis 3. November 2024 die Ausstellung Sentients. Fünf junge Künstler:innen zeigen ihre Werke in der Alten Westend Apotheke an der Schwanthalerhöhe in München. Die Ausstellung untersucht, wie Haushaltsgegenstände, Kleidung und Teppiche das Leben ihrer Besitzer:innen widerspiegeln. Diese persönlichen Besitztümer schöpfen aus der Vergangenheit und begleiten uns in die Zukunft, als Überbleibsel früherer Leben und Artefakte der Erinnerung.
Die Ausstellung wurde von Debi Paul kuratiert und entstand aus einer früheren Ausstellung mit dem Titel “Where is George Bufin”, die sich um den Projektraum Glandwr drehte. “Sentients” ist Teil von Zeitgeist Irland 24, einer Initiative von Culture Ireland und der Botschaft von Irland in Deutschland.
Ausstellung in der Alten Westend Apotheke an der Schwanthalerhöhe in München
Die Ausstellung findet in einer alten Apotheke mit Wohnzimmeratmosphäre an einer belebten Straßenecke an der Schwanthalerhöhe statt, einem lebendigen Stadtteil Münchens. Seit über 120 Jahren dient die Alte Westend Apotheke den Bewohner:innen des Viertels als Treffpunkt. Sie bleibt auch heute ein Ort der Begegnung, umgeben von verschiedenen unabhängigen Läden – einige alt, einige neu. Dazu gehört eine kleine Schneiderei mit großen Gläsern voller gebrauchter Knöpfe, ebenso wie Künstlerateliers, Straßenarchitekten und alte Kleider- und Möbelläden, die das Leben der lokalen Gemeinschaft widerspiegeln. In der Alten Westend Apotheke verschmelzen Kunstwerk und Ort, wodurch Atmosphäre und Empfindung miteinander verwoben werden.
Kleidung als kulturelles Vermächtnis: Ein Filmprojekt von Aleana Egan und Caoimhe Kilfeather
Aleana Egan und Caoimhe Kilfeather haben sich zusammengetan, um ein neues Werk zu schaffen, das sowohl die Beziehung ihrer Mütter zu Kleidung als auch die Art und Weise, wie diese in ihrem Leben weiterlebte und an ihre jungen Töchter weitergegeben wurde, würdigt. Egans Mutter betrieb einen Vintage-Laden im Herzen eines historischen Viertels von Dublin, während Kilfeathers Mutter handgefertigte Kleidung nähte, die von Generation zu Generation innerhalb der Familie getragen wurde. Gemeinsam möchten die Künstlerinnen mit Hilfe des Films ein Gefühl für die Alltäglichkeit von Kleidung vermitteln und zeigen, wie sehr gewöhnliche Kleidungsstücke Geschichte und Kultur verkörpern können. Ihre gemeinsame Arbeit spiegelt ihre Liebe zum Kunstfilm, zur Fotografie, zur Musik und ihre Faszination für Erinnerung und Erbe wider.
Miniaturwelten zwischen Spiel und Realität: Sara Baumes Modell-Containerschiffe
Die Modell-Containerschiffe von Sara Baume wirken spielerisch und futuristisch zugleich. Diese Schiffe repräsentieren ihren Versuch, die überwältigende Menge an Waren in der Welt zu begreifen. Auf einem der persischen Teppiche, die ihr vollgestopftes Haus bevölkern, präsentiert sie diese Modelle, die ihrem Interesse an rituellen und sakralen Objekten, Miniaturen und der menschlichen Neigung zur Schaffung miniaturisierter Utopien entspringen. Diese Modellschiffe stellen sowohl eine Form des Spiels als auch ein Mittel dar, die Realität eines unergründlich großen und zunehmend unberechenbaren Planeten zu kontrollieren.
Die unscheinbare Kostbarkeit: Alltagsobjekte in der Kunst von Florian Weichsberger
Es wirkt, als hätten wir einen Punkt erreicht, an dem die Menschlichkeit aus unserem Leben verdrängt worden ist. Florian Weichsberger hat eingehend über das Konzept des FRIEDENS nachgedacht und seine Botschaften sowie Hoffnungswünsche in subtile Kunstwerke verschlüsselt, die oft die Form von Talismanen annehmen. In seiner Arbeit setzt er sich mit der alten Inka-Sprache „Quipu“ auseinander, einer historischen Methode der Kommunikation und Buchhaltung. Diese Kreationen sind eine Weiterentwicklung seiner DECONTEXT-Serie, die funktionale Alltagsgegenstände wie Nagelbürsten in den Fokus stellt. Diese Objekte, die nahezu unbemerkt zwischen Körper und Hand gleiten, tragen für Florian Weichsberger eine tiefere Bedeutung und einen Wert, der auch dann erhalten bleibt, wenn ihr ursprünglicher Zweck längst verflogen ist.
Die Kunst der Reparatur: Kintsugi und die Transformation familiärer Relikte durch Tanad Aaron
Tanad Aaron beschäftigt sich in seiner künstlerischen Praxis mit den Themen Kreislauf und Reparatur innerhalb der Familie. Er spricht allgemein über die Suche nach Heimat und speziell über drei Kuriositätenkabinette, die er von seiner matriarchalen Linie geerbt hat. Diese neugotischen, volkstümlichen und modernen Möbelstücke aus der Mitte des 20. Jahrhunderts spiegeln die wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen seit den frühen 1900er Jahren wider. Aaron interessiert sich für das gesamte Familienleben, dessen Zeugen diese Möbel wurden, und für die unvermeidlichen Beschädigungen, die sie im Laufe der Jahre erlitten haben. Inspiriert von der japanischen „Kintsugi“-Methode, bei der zerbrochene Gegenstände mit Gold repariert werden, untersucht Tanad Aaron, wie er mit diesen Haushaltsgegenständen in der Gegenwart und Zukunft praktisch, theoretisch und vorsichtig umgehen kann.
Öffnungszeiten der Ausstellung
Die Werke der Künstler:innen können zwischen 24. Oktober und 4. November 2024 in der Alten Westend Apotheke an der Schwanthalerhöhe bei freiem Eintritt angesehen werden.
Vernissage:
Donnerstag, 24. Oktober 2024 // 18:00 – 21:00 Uhr
Caoimhe Kilfeather + Aleana Egan im Gespräch mit der Kuratorin Debi Paul // 19:00 Uhr
Öffnungszeiten:
Freitag, 25. Oktober – Sonntag, 3. November 2024
11:00 – 19:00 Uhr
Freitag, 1. November 2024: Tanad Aaron im Gespräch mit der Kuratorin Debi Paul // 19:00 Uhr. An diesem Abend hat die Ausstellung bis 21:00 Uhr geöffnet.
Sonntag, 3. November 2024: Ausstellungsrundgang mit Florian Weichsberger und der Kuratorin Debi Paul // 17:00 Uhr.
Eintritt:
Der Eintritt in die Ausstellung ist frei.
Ausstellung in der Alten Westend Apotheke an der Schwanthalerhöhe in München
24. Oktober 2024 – 3. November 2024
Alte Westend Apotheke
Ligsalzstraße 12
80339 München
E-Mail: glandwrcontemporary@gmail.com
Instagram: @_glandwr_
Bildnachweis Teaserbild:
Sara Baume, Model container ship with sails, the eighteenth, 2021. Image courtesy of the artist.